Eine Umfrage produziert Fragezeichen
Zeitung bietet ihren Nutzern Mehrfachabstimmungen an
Eine Regionalzeitung berichtet unter der Überschrift „Große Mehrheit wünscht sich ein neues Stadion“ über eine von der Redaktion durchgeführte Online-Umfrage. 71 Prozent seien der Meinung, dass ein Neubau die richtige Lösung sei. 18 Prozent hätten für die Sanierung der bestehenden Sportstätte gestimmt, elf Prozent seien unentschlossen. Zur Umfrage heißt es im letzten Absatz: „Binnen sechs Tagen haben sich tausende Menschen aus der Region an der Umfrage beteiligt. Fast 5000 von ihnen beantworteten alle acht Fragen.“ Ein Leser kritisiert die Zeitung. Grundlage der Titelzeilen sei eine höchst fragwürdige Umfrage. Diese erfülle keinerlei demoskopische Kriterien. Sie sei nicht einmal ansatzweise repräsentativ. Nicht einmal 5000 Nutzer aus der Stadt hätten sich an der Umfrage beteiligt und das bei einer Einwohnerzahl von 170.000. Die Zeitung habe auch keinerlei Vorkehrungen getroffen, bei der Umfrage Mehrfachabstimmungen zu verhindern. Auf mehreren Internet-Plattformen sei vielmehr dazu aufgerufen worden, auch die Möglichkeit der Mehrfachabstimmung für einen Stadionneubau zu nutzen. Ein Mitglied der Chefredaktion teilt mit, die kritisierte Umfrage bilde ein Stimmungsbild zu verschiedenen Aspekten rund um das Thema Stadionneubau ab. Einen Anspruch auf Repräsentativität habe man nicht erhoben. Der Begriff „Mehrheit“ beziehe sich eindeutig nicht auf alle Bewohner der Stadt, sondern auf die Umfrage-Teilnehmer.