Falschbehauptung über Pro-Palästinenser-Demonstration
„Tausende brüllen: ‚Israel bombardieren!‘": Unter diesem Titel schreibt eine Boulevardzeitung über eine Großdemonstration gegen die israelische Bombardierung des Gazastreifens als Reaktion auf einen Terrorangriff der Hamas. In dem Bericht heißt es wörtlich: „Als sich die Menschenmenge dann erstmals in Bewegung setzte, brüllten Tausende aus der Menge: ‚Israel bombardieren!‘" Der Presserat erhält dazu zwei Beschwerden, in denen Verstöße gegen fünf Pressekodex-Ziffern kritisiert werden. Ein Beschwerdeführer bezeichnet es zwar als sehr wichtig, gegen Juden-Hasser zu sein. Aber auch über sie müsse korrekt berichtet werden. Die Redaktion habe im Titel, im Teaser und im Lauftext falsch berichtet, dass Teilnehmer gebrüllt hätten „Israel bombardieren!". Er selbst sei während der gesamten Demo unter den Teilnehmern gewesen und habe nicht einmal diese Forderung gehört. Auch die Polizei habe auf seine Nachfragen nachdrücklich verneint, dass dieser Ruf gefallen sei. Die Redaktion gerate durch ihre Falschinformation in den Verdacht der Volksverhetzung, üblen Nachrede und Verleumdung. In der zweiten Beschwerde schreibt eine Demonstrationsteilnehmerin, der Ruf sei falsch zitiert und aus dem Kontext gerissen worden. Korrekt habe die Parole gelautet: „Israel bombardiert, Deutschland finanziert“. - In der Vorprüfung des Falles beschränkt der Presserat die Beschwerden auf mögliche Verstöße gegen die Ziffern 1, 2 und 3 (Wahrhaftigkeit, Sorgfalt und Richtigstellung). Verstöße gegen die Ziffern 10 und 11 (Schmähung von Weltanschauungen sowie Sensationsberichterstattung) sind dagegen nicht ersichtlich. Die Zeitung erwidert, dass zwei Reporter vor Ort den Ausruf „Israel bombardieren!“ genau so gehört hätten.