Foto eines Todesopfers
»Teenager-Eifersucht« titelt ein Boulevardblatt und berichtet über »Schüsse in der Englisch-Stunde«. Ein 15jähriger unglücklich verliebter Junge tötet mit einer Waffe des Vaters aus Eifersucht eine 14jährige Mitschülerin. In der Schlagzeile ist ein Foto der beiden eingeklinkt. Die Augen des Jungen sind mit einem Balken abgedeckt. Im Text werden der Vorname des Täters, der abgekürzte Nachname sowie sein Alter, seine Schule und seine Klasse genannt. Das Opfer wird mit Vornamen, Anfangsbuchstabe des Familiennamens und Alter gekennzeichnet. Die Mutter des Jungen beschwert sich beim Deutschen Presserat. Sie beklagt die Namensnennung. Die Tat an sich sei geeignet, entgegnet die Zeitung, den Jungen zur relativen Person der Zeitgeschichte werden zu lassen. Im Hinblick auf das Alter des Täters habe die Redaktion ein Foto mit »Augenblende« veröffentlicht und lediglich den Vornamen mitgeteilt. (1993)