Unbegründete Hoffnungen geweckt
Boulevardzeitung kündigt an, der Krebs sei besiegt
Unter der Überschrift “Berliner Forscher: Krebs besiegt” kündigt ein Boulevardblatt in großer Aufmachung eine medizinische Sensation an: Charité-Ärzte hätten den ersten Impfstoff gegen Leukämie entwickelt. Das Mittel stärke das Immunsystem der Patienten. Dadurch würden die wachsenden Krebszellen bekämpft. Bei zwei Patienten sei der Impfstoff schon mit Erfolg eingesetzt worden. Die Zellen hätten sich zurückgebildet. Die Zeitung zitiert den Chef der Hämatologie. Der Impfstoff, eine Mischung aus künstlichem Eiweiß und Präparaten aus der Meeresschnecke, bewirke, dass sich die Leukämiezellen nicht mehr vermehren können, sondern absterben. Die neue Therapie schlage jedoch nicht an, wenn der Blutkrebs zum ersten Mal auftrete. Somit könne der Stoff lediglich ein Wiederauftreten der Leukämie stoppen. Die Ankündigung veranlasst einen Leser des Blattes zu einer Beschwerde beim Deutschen Presserat. Er kritisiert eine unangemessen sensationelle Berichterstattung über ein medizinisches Thema im Sinne von Ziffer 14 des Pressekodex. Durch den Beitrag entstehe der irreführende Eindruck, als sei die Forschung bereits abgeschlossen. Eine Stellungnahme der Zeitung liegt dem Presserat nicht vor. (2004)