Entscheidungen finden

Wie hat der Presserat entschieden?

Rüge, Missbilligung oder Hinweis, wie hat der Presserat entschieden? Hier können Sie online in der Spruchpraxis des Presserats eine Auswahl an Beschwerdefällen von 1985 bis heute recherchieren.

Bitte beachten: Im Volltext abrufbar sind nur Entscheidungen mit den Aktenzeichen ab 2024, z.B. 0123/24/3!

Nach detaillierten Richtlinien (z.B. 8.1) können Sie erst ab den Fällen aus 2024 recherchieren. Ältere Fälle werden nur unter der entsprechenden Ziffer (z.B. 8) angezeigt.

Sie haben Fragen zu unseren Sanktionen? Hier finden Sie Erläuterungen.

 

Entscheidungsjahr
6642 Entscheidungen

Boulevardzeitung korrigiert umgehend einen Fehler

„ER ist jetzt der reichste Deutsche“ – so überschreibt eine Boulevardzeitung online einen Beitrag über das Ranking der reichsten Deutschen. Die Liste werde in diesem Jahr von dem Unternehmer und Lidl-Gründer Dieter Schwarz angeführt. Zum Beitrag gestellt ist ein Foto des Unternehmers. Die Bildunterschrift lautet: „Lidl-Gründer Dieter Schwarz (83) ist der reichste Deutsche“. Der Beschwerdeführer kritisiert die Veröffentlichung. Die Bildunterschrift stimme nicht mit dem Foto überein. Das Bild zeige nicht Dieter Schwarz, sondern Michael Otto. Die Rechtsvertretung der Zeitung übermittelt die Stellungnahme des zuständigen Redakteurs. Dieser schreibt, es ein Fehler eines eigentlich sehr zuverlässigen Fotokollegen gewesen. Die Redaktion habe den Fehler schnell korrigiert. Die Rechtsvertretung teilt mit, die Version mit dem falschen Foto sei nur 17 Minuten lang online gewesen. Es handele sich um ein redaktionelles Versehen, wie es im schnellen Alltag des Onlinejournalismus nun einmal passieren könne.

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Solle Karl Lauterbach entführt werden?

Ein Nachrichtenmagazin veröffentlicht online den Kommentar eines Nutzers zu einem Artikel unter der Überschrift „Warum Karl Lauterbach von Israel schwärmt“. Der User äußert darin die Auffassung, dass man Lauterbach kidnappen und zu einer Informationsreise nach Schweden zwingen sollte. Der Beschwerdeführer weist darauf hin, dass es einen realen Plan gegeben habe, Karl Lauterbach zu entführen. Vor diesem Hintergrund stelle der Userbeitrag eine Verletzung der Menschenwürde und des Persönlichkeitsschutzes (Opferschutz) des Ministers dar. Der Beschwerdeführer berichtet, er habe das Magazin auf seine Verantwortung für Nutzerbeiträge nach Richtlinie 2.7 des Pressekodex aufmerksam gemacht. Der Kommentar sei jedoch nicht entfernt worden. Das Justiziariat des Nachrichtenmagazins teilt mit, dass nach Richtlinie 2.7 eine direkte Verantwortlichkeit der Redaktion für die Veröffentlichung des User-Kommentars nicht gegeben gewesen sei. Dennoch habe sich die Redaktion entschlossen, den Kommentar zu löschen. Begründung: Sie habe ihn als Verstoß gegen die engeren Grenzen der eigenen Etikette gewertet, auch wenn er weder gegen Ziffer 1 (Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde) noch Richtlinie 8.2 (Schutz der Persönlichkeit) verstoßen habe. Nach alledem sei die Beschwerde unbegründet.

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Villa ist in der Kleinstadt Stadtgespräch

„Unter der Überschrift „Panoramablick inklusive“ berichtet eine Regionalzeitung über eine lokale, zum Verkauf stehende Villa. Neben einer Kurzbeschreibung des Anwesens äußert sich der Eigentümer zu der Immobilie. (Passage: „Freunde haben gesagt, wir seien verrückt, wenn wir das verkaufen.“) Zudem wird der beauftragte Makler genannt und mit einer allgemeinen Einordnung des aktuellen Immobilienmarktes zitiert. Die Beschwerdeführerin stellt aus ihrer Sicht fest, der Artikel sei reine Werbung für die beschriebene Immobilie. Über die für potenzielle Käufer relevanten Daten hinaus biete er keinerlei Informationsgehalt. Er gebe vielmehr den Verkäufern und dem Makler, dessen Firma genannt werde, noch zusätzlich Raum. Die Chefredakteurin der Zeitung teilt mit, in dem Bericht gehe es um ein für den Ort besonderes Objekt. Die beschriebene Villa liege in exponierter Lage und sei in der Kleinstadt mit rund 9.000 Einwohnern immer wieder Stadtgespräch. Auch der Wert der Immobilie von knapp drei Millionen Euro zeige die Alleinstellung des Objekts. Die Redaktion - so die Chefredakteurin weiter – halte in der Gesamtbewertung die redaktionelle Berichterstattung für angemessen. Sie sehe darin keinesfalls eine werbliche Darstellung.

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Informationen nicht sorgfältig wiedergegeben

„Flächenspeicherheizung: Der Notfallplan für den Zitterwinter ohne Gas“ – so lautet die Überschrift eines Beitrages, den ein Nachrichtenmagazin online veröffentlicht. Darin geht es um unterschiedliche Heizmöglichkeiten. Die Erdölheizung stehe vor dem Aus und werde nicht mehr verbaut. Eine elektrische Wärmepumpe könne die Lösung sein, werde staatlich gefördert, arbeite aber nur effizient mit einer Fußbodenheizung und sei teuer (um die 8.000 Euro) in der Anschaffung. Hinzu komme die Entsorgung der alten Heizung. Der Anschluss ans Fernwärme-Netz sei eine gute Option, Heizkosten zu sparen, verursache aber ebenfalls hohe Kosten. Besonders viel Auswahl biete sich Käufern einer Flächenspeicherheizung nicht. Der Beschwerdeführer widerspricht Teilen des Beitrages. Erdöl-Heizungen würden weiterhin verbaut. Eine elektrische Wärmepumpe arbeite auch ohne Fußbodenheizung effizient. Zum Sparen von Gas reichten auch Luft-/Luftwärmepumpen, die man bereits für 1000 bis 1500 Euro kaufen könne. Man müsse dafür nicht die alte Anlage entsorgen. Die Rechtsabteilung des Verlages weist die Vorwürfe des Beschwerdeführers als nicht zutreffend zurück. Zwei der kritisierten Passagen habe die Redaktion zur Vermeidung von Missverständnissen neu gefasst.

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„Ein Projekt von regionalem Interesse“

„Idyllische Lage, behindertengerechter Ausbau“ – so lautet die Überschrift zu einem Beitrag, den eine Regionalzeitung online veröffentlicht. Der Artikel informiert über ein für das kommende Jahr geplantes Neubauprojekt mit zwölf Eigentumswohnungen in einer Stadt des Verbreitungsgebietes. Das Objekt wird ausführlich beschrieben und angepriesen. Zu Wort kommt auch der Geschäftsführer des Bauträgers, der sich positiv über die Lage des Hauses und die Wohnungen äußert. Der Beschwerdeführer sieht einen Fall von Schleichwerbung. Der Chefredakteur teilt mit, dass der beanstandete Text nicht nur online, sondern auch in der gedruckten Ausgabe erschienen sei. Er wolle klarstellen, dass es sich bei dem Artikel um einen redaktionellen Beitrag handele, der ein Bauprojekt von regionalem Interesse beschreibe. In der Stadt habe das Thema Bauen eine Sonderrolle. Sie gehöre zu den Städten im Land mit den niedrigsten Mieten. Aus historischen Gründen gebe es in der Stadt ein Überangebot an Wohnungen. Damit einhergehe, dass die Preise vergleichsweise niedrig seien und sich viele Wohnungen in einem schlechten Zustand befänden. Wenn nun wie in diesem Fall ein Bauunternehmer Geld in die Hand nehme und an einer exponierten Lage ein Projekt mit zwölf Wohneinheiten mit gehobenem Standard verwirklichen wolle, stoße dies auf ein erhebliches öffentliches Interesse.

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„Die Ermittler lasen alles mit“

Redaktionsmitglieder werben für Trachten

Eine Münchner Tageszeitung veröffentlicht einen Beitrag unter der Überschrift „Tradition liegt bei Trachten im Trend“. Der Artikel beschäftigt sich mit Bekleidungstrends in der Trachtenmode anlässlich des Beginns des Münchner Oktoberfestes. Zu Wort kommen in dem Beitrag sechs regionale Anbieter aus der Branche. Auf einem beigestellten Foto sind zwei Redaktionsmitglieder in Trachtenkleidung zu sehen. Die Hersteller und die Preise der Kleidungsstücke, die die beiden tragen, werden genannt. Ebenso das Geschäft, das die Bekleidung für das Foto zur Verfügung gestellt hat. Der Beschwerdeführer sieht in dem Beitrag Schleichwerbung für die Hersteller der Kleidung sowie für das genannte Geschäft. Der Chefredakteur für den Bereich Heimatzeitungen teilt mit, dass die Frage, was man beim Oktoberfest an Kleidung trage, viele Leserinnen und Leser umtreibe. Die Redaktion habe sich daher bei mehreren Trachtengeschäften in der Region nach den aktuellen Trends erkundigt. Um diese sichtbar zu machen, hätten zwei Mitarbeiter für ein Foto Trachtengewänder angezogen. Zum Leser-Service gehöre auch dazu, zu beschreiben, was die beiden Modelle auf dem Bild tragen. Es würden keine Kleidungsstücke angepriesen. Man habe auch kein Geschäft und kein Produkt in den Mittelpunkt gerückt. Einen Verstoß gegen presseethische Grundsätze vermag er - der Chefredakteur – nicht zu erkennen.

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Verletzungen mit dem Tatwerkzeug Maßkrug

„Berliner Deppen-Rapper verärgern Stadt und Wirte“ – unter dieser Überschrift berichtet eine Boulevardzeitung online über Reaktionen von Veranstaltern des Münchner Oktoberfestes auf ein Musikvideo über das Volksfest. Darin enthalten ist die Passage „Es flogen keine Bierkrüge durch die Menge“. Der Beschwerdeführer widerspricht dieser Behauptung der Redaktion. Die Polizei in München habe 35 Fälle gezählt, in denen es zu Körperverletzungen mit dem Tatwerkzeug Maßkrug gekommen sei. Das seien drei Vorfälle mehr als im Vorjahr gewesen. Die Chefreporterin der Münchner Redaktion nimmt zu der Beschwerde Stellung. Das kritisierte Musikvideo habe in München aus mehreren Gründen für großen Ärger gesorgt. Die darin gezeigten Bilder stammten aus einem anderen Jahr. Zum anderen enthalte es ehrverletzende Behauptungen über Markus Söder und Uli Hoeneß. Im fraglichen Beitrag sei der Ruf des Volksfestes stark beschädigt worden. Die Vertreterin der Zeitung stellt ausdrücklich fest, dass die Redaktion sehr sorgfältig recherchiert habe. Dies sei vor Ort und auf dem Weg über viele Telefonate geschehen.

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Kinder in „genüsslicher Nahaufnahme“ gezeigt

Die Online-Version einer Boulevardzeitung berichtet über einen Vorfall in einer US-amerikanischen Kindertagesstätte. Unter der Überschrift „Halloween in Kita: Betreuer erschrecken Kinder mit Maske“ zeigt die Redaktion ein Video, in dem Erzieherinnen mit Halloween-Masken Kinder erschrecken und auch nicht ablassen, als diese schreien und weinen. Zu sehen sind die verängstigten Kinder, die ohne Verfremdung gezeigt werden. Die Redaktion teilt mit, dass die Polizei Ermittlungen aufgenommen habe. Die Erzieherinnen seien entlassen worden. Der Beschwerdeführer kritisiert, dass verängstigte Kinder „in genüsslicher Nahaufnahme“ gezeigt würden. Er spricht von einem Griff „in die unterste Schublade sensationsgeiler Berichterstattung“. Offensichtlich pfeife die Zeitung auf die selbst gegebenen Regeln ihres Berufsstandes als auch auf die Menschenwürde der hilflosen Kinder. Die Rechtsvertretung des Verlages beruft sich auf die Berichterstattung in anderen Medien. Vor diesem Hintergrund könne es nicht presseunethisch gewesen sein, dass auch diese Zeitung das Video ohne Anonymisierungsbearbeitung veröffentlicht habe.

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Ministerin verursacht Kopfschütteln

Unter der Überschrift „Familienministerium rät Kindern zu Pubertäts-Blockern“ berichtet eine Boulevardzeitung online und gedruckt über eine Informationsseite der Bundesregierung. Die Rede ist von Kopfschütteln über Familien- und Jugendministerin Lisa Paus. Mit offiziellem Logo und aus Steuermitteln finanziert wende sich ihr Ministerium im Internet an Kinder, die „merken: Ich bin gar kein Mädchen. Oder: Ich bin gar kein Junge“. Die Zeitung zitiert das „Regenbogenportal“ - laut Ministerium gedacht als „Informationsplattform für die LSBTIQ*-Community. Zitat: „Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät. Und du kannst in Ruhe überlegen: Welcher Körper passt zu mir?“ Und dies – so die Zeitung weiter – ohne die erheblichen Risiken, Nebenwirkungen und Folgen, vor denen Mediziner warnten. Ein zum Beitrag gestellter Kommentar befasst sich kritisch mit der Regierungsseite. Wenn mit Wissen und Billigung der Bundesfamilienministerin Kindern (!) nahegelegt werde, schwerwiegende hormonelle Eingriffe an sich vorzunehmen, sei eine rote Linie überschritten. Zwei Beschwerdeführer kritisieren die Berichterstattung. Der eine hat sachliche Anmerkungen zu einzelnen Passagen. Der andere stört sich an dem beigestellten Kommentar, in dem er eine Kampagne gegen die Grünen sieht. Die Rechtsvertretung der Zeitung weist die Vorwürfe der Beschwerdeführer zurück. Verstöße gegen presseethische Grundsätze seien nicht erkennbar.

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