Entscheidungen finden

Wie hat der Presserat entschieden?

Rüge, Missbilligung oder Hinweis, wie hat der Presserat entschieden? Hier können Sie online in der Spruchpraxis des Presserats eine Auswahl an Beschwerdefällen von 1985 bis heute recherchieren.

Bitte beachten: Im Volltext abrufbar sind nur Entscheidungen mit den Aktenzeichen ab 2024, z.B. 0123/24/3!

Nach detaillierten Richtlinien (z.B. 8.1) können Sie erst ab den Fällen aus 2024 recherchieren. Ältere Fälle werden nur unter der entsprechenden Ziffer (z.B. 8) angezeigt.

Sie haben Fragen zu unseren Sanktionen? Hier finden Sie Erläuterungen.

 

Entscheidungsjahr
6642 Entscheidungen

Ärztin mit falscher Bezeichnung vorgestellt

Eine Regionalzeitung berichtet online über ein Bündnis, das die verurteilte Ärztin Kristina Hänel unterstützt. Ein Leser der Zeitung kritisiert, dass die Zeitung die Allgemeinärztin Kristina Hänel als Frauenärztin bezeichnet. Der Chefredakteur der Zeitung räumt ein, dass die Bezeichnung Frauenärztin ungenau sei. Richtig sei, dass es sich bei Frau Hänel um eine Fachärztin für Allgemeinmedizin unter anderem mit dem Schwerpunkt Frauengesundheit handele. Inhaltlich habe dieser redaktionelle Fehler jedoch keine Auswirkungen auf die Berichterstattung. Ferner sei von der Redaktion nie der Terminus „Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe“ verwendet worden. Das wäre in der Tat falsch gewesen. Der Beitrag ist inzwischen von der Website der Zeitung gelöscht worden.

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Verlagsinteresse im Infokasten angegeben

„Wilde Wege und rasende Bierkisten“ – so überschreibt eine Regionalzeitung ihren Artikel über die neue Ausgabe eines Magazins, dessen Schwerpunkt Themen aus einem Mittelgebirge in der Umgebung des Verlagsorts sind. Ein Leser der Zeitung kritisiert, dass der Beitrag in einem werblichen Ton über eine Publikation berichte, die im gleichen Verlag wie die Zeitung erscheine. Der Chefredakteur der Zeitung betont in seiner Stellungnahme, dass sich die Redaktion nicht davon abhalten lasse, ihre Leserschaft über Veröffentlichungen des Verlages ausführlich zu informieren. Das Magazin gebe den Lesern der Zeitung eine Fülle von „nutzwertigen“ Tipps über lohnende Ausflugsziele und herausragende Veranstaltungen in der Region. In Ziffer 7 des Pressekodex (Trennung von redaktionellen und werblichen Inhalten) sei vorgesehen, dass bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, dieses erkennbar sein müsse. Der zum Beitrag gestellte Infokasten erfülle diese Kodex-Anforderung.

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„Fremdenfeindlich und menschenverachtend“

Eine Regionalzeitung berichtet über die Auftaktveranstaltung beim Katholikentag in Münster. Im Text steht die folgende Passage: „Der Bischof des gastgebenden Bistums Münster, Felix Genn, nannte die ´Hetze´ der AfD gegen Menschen mit Behinderungen ´zutiefst unchristlich´.“ Zwei Leser der Zeitung berichten, sie hätten mit dem Pressesprecher des Bistums über das Zitat gesprochen. Dieser habe ihnen gesagt, der Bischoff habe allgemein von der ´Hetze gegen Menschen mit Behinderungen´ gesprochen. Die AfD tauche in der Rede nicht auf. Als Beleg legt der Pressesprecher den entsprechenden Auszug aus dem Redemanuskript des Bischofs vor. Der Autor des Berichts nimmt zu der Beschwerde Stellung. Kurz vor dem Katholikentag habe der Bundestag in Berlin intensiv über eine Anfrage der AfD debattiert. Jedem am Zeitgeschehen interessierten Zuhörer hätte klar sein müssen, worauf sich die Absage an eine Diskriminierung beziehe. Der Autor verweist auf den Wortlaut der kleinen Anfrage sowie die Berichterstattung darüber in seiner Zeitung und in anderen Medien. Schon daraus gehe hervor, dass die Zuordnung der kritischen Äußerungen bei der Eröffnung des Katholikentages zur AfD weder willkürlich noch falsch, sondern sachgerecht und für das Verständnis geradezu zwingend gewesen sei. Der Autor fragt rhetorisch, wer außer der AfD habe im Bundestag Fragen zu Behinderten und Kranken gestellt und dabei fremdenfeindliche und menschenverachtende Botschaften mittransportiert?

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Zeitung zeigt Scheck eines Rekordgewinns

Eine Boulevardzeitung berichtet online über eine Frau, die bei einer Lotterie 90 Millionen Euro gewonnen hat. Der Anbieter Lottoland, bei dem sie gespielt hat, wird im Text genannt. Zum Artikel gestellt ist das Foto des Schecks, auf dem das Logo der Lottogesellschaft zu sehen ist. Im Text wird die Geschäftsidee von Firmen wie Lottoland geschildert. Ein Leser der Zeitung sieht in der Veröffentlichung Schleichwerbung für die Firma Lottoland. Der Chefredakteur der Zeitung betont, dass es in dem Artikel erkennbar um die journalistische Berichterstattung über einen Lotto-Rekordgewinn und nicht um das Bewerben eines Anzeigenkunden gehe. Dass auf dem im Bild gezeigten Scheck der Name des Lotto-Veranstalters zu erkennen sei, sei nicht zu beanstanden. Über das Ereignis lasse sich nicht berichten, ohne die Zusammenhänge zu schildern und den Namen des Scheck-Ausstellers zu erwähnen. Eine Abbildung des Gewinnerschecks sei in derartigen Berichten völlig normal.

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Ein Vorschlag ist noch lange kein Verbot

Ein Maßnahmenpaket der EU-Kommission, zu dem unter anderem ein Verbot von Trinkhalmen aus Plastik gehört, ist Thema in der Online-Ausgabe einer Boulevardzeitung. Der Beitrag hat die Überschrift „EU verbietet Strohhalme“. Eine Leserin der Zeitung sieht in der Überschrift einen Verstoß gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Journalistische Sorgfaltspflicht). Das Verbot sei noch nicht in Kraft getreten. Es handele sich bislang lediglich um einen Vorschlag. Der Chefredakteur vertritt in seiner Stellungnahme die Ansicht, dass eine Überschrift den Inhalt eines Artikels nur in der jeweils gebotenen Kürze wiedergeben könne. Sie sei stets im Kontext des gesamten Artikels zu würdigen. Im vorliegenden Fall fasse die Überschrift kurz und präzise das zusammen, was eine Tatsache sei: Es gebe in der EU Bestrebungen, gesetzgeberisch tätig zu werden und zahlreiche Einwegprodukte aus Plastik „zu verbieten“. Der Artikel stelle alle Einzelheiten zum laufenden Gesetzesverfahren korrekt dar. Es sei lediglich eine Frage des „Wann“, nicht aber eine des „Ob“, wann das Verbot in Kraft trete.

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Der „erste Preis“ war es dann doch nicht

Eine Regionalzeitung berichtet über einen Design-Preis für den Neubau einer Sparkasse. Die Redaktion zitiert deren Vorstandsvorsitzenden, der sich freut, dass „wir diesen namhaften Preis bekommen haben, der große Anerkennung genießt.“ Aus mehr als 5000 Objekten ausgewählt zu werden und den „ersten Preis“ zu bekommen, sei eine Auszeichnung für die Architekten genauso wie für die Handwerker und die Planer. Der Beschwerdeführer – ein Leser der Zeitung – kritisiert den Text als sachlich falsch. Die Sparkasse habe nicht „den ersten Preis“ gewonnen, wie die Zeitung schreibt, sondern lediglich einen von mehreren. Dies habe er – der Beschwerdeführer – in einem Leserbrief an die Redaktion geschrieben, die die Einsendung auch nach mehrfacher Nachfrage nicht veröffentlicht habe. Der Geschäftsführer des Verlages besteht darauf, dass der Artikel den Sachverhalt korrekt wiedergibt. Die Behauptungen des Beschwerdeführers entbehrten jeder Grundlage. Eine Wertung des Design-Preises habe die Redaktion selbst nicht vorgenommen. Diese finde sich allenfalls im Zitat des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse. Für den Beschwerdeführer gebe es kein Anrecht auf das Erscheinen seiner Beiträge als Leserbriefe. Der Verlag teilt die vom Beschwerdeführer geäußerte Ansicht, dass es sich hier nicht um einen „weltbewegenden“ Vorgang handele.

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Wölfe reißen „seltene“ Bergschafe

Zwei seltene Bergschafe werden im Gehege eines Forstguts in Norddeutschland von Wölfen gerissen. Die regional erscheinende Zeitung berichtet online über den Vorfall. Sie zitiert den Chef des Landesjagdverbandes: „Die Menschen in der Region sind geschockt, wenn sie angefressene, traumatisierte Schafe sehen.“ Auch der Schafhalter kommt zu Wort: „Wir haben uns extra auf den Erhalt gefährdeter Nutztierrassen konzentriert.“ Das sei in dieser Gegend wohl künftig nicht mehr möglich. Der Beschwerdeführer in diesem Fall – ein Leser der Zeitung – berichtet, er selbst habe vor Ort die Zeitungsberichte nachrecherchiert. Er spricht von dumpfer Meinungsmanipulation gegen den Wolf. Die angeblich seltenen Tiroler Bergschafe seien weitverbreitet und in Deutschland nicht als einheimische gefährdete Nutztierrasse geführt. Medien und Öffentlichkeit würden durch die Verantwortlichen arglistig getäuscht. Der Chefredakteur der Zeitung hält die Beschwerde für unbegründet. Ihr sei nicht zu entnehmen, inwieweit die Berichterstattung gegen den Pressekodex verstoßen sollte. Die Redaktion nehme die Beschwerde aber zum Anlass, in dieser Angelegenheit nochmals zu recherchieren, um das vermeintliche Wirken der Anti-Wolfslobby intensiv zu beleuchten.

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Werbeeffekt im redaktionellen Teil

Eine regionale Boulevardzeitung berichtet Online über eine Putzfrau, die im Lotto 90 Millionen Euro gewonnen habe. Der Anbieter, bei dem sie gespielt hat, wird genannt. Sein Geschäftsmodell wird erläutert. Ein Foto zeigt das Logo der Firma. Ein Leser der Zeitung sieht in der Veröffentlichung nicht gekennzeichnete Werbung und einen Verstoß gegen den Jugendschutz. Die Ressortleiterin Digital der Zeitung teilt mit, dass es sich hier nicht um Werbung handele, sondern um einen redaktionellen Beitrag über den Lottogewinn einer Putzfrau in Höhe von 90 Millionen Euro. Der Beitrag enthalte auch keinerlei Elemente, die geeignet sein könnten, gegen den Jugendschutz zu verstoßen. Der nunmehr kritisierte Beitrag sei nicht der einzige Bericht zu diesem Thema. Man habe in der Folge sowohl über Zweifel an der Gewinnmeldung berichtet als auch über die rechtlichen Bedenken gegenüber dem Glückspielanbieter mit Sitz in Gibraltar. Damit habe man einen Beitrag zur Aufklärung der Öffentlichkeit geleistet.

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Anzeigen-Hinweis verschwindet beim Scrollen

Das Online-Portal eines Zeitschriftenverlages veröffentlicht unter der Überschrift „Die besten Strategiespiele für Windows, Mac und Linux“ Empfehlungen für kostenlose oder preisgünstige Strategiespielklassiker. Über dem Beitrag befindet sich en zweigeteilter blauer Menübalken. In der oberen hellblauen Hälfte trägt er einen Anzeigen-Hinweis. Beim Herunterscrollen verschwindet dieser. Ein Nutzer des Online-Portals kritisiert, dass der Beitrag Affiliate-Links zu Amazon.de enthalte. Zunächst gebe es einen Hinweis „Anzeige“, mit dem darauf hingewiesen werde, dass es sich nicht um einen redaktionellen, sondern einen werblichen Beitrag handele. Der Anzeigen-Hinweis verschwinde aber beim Herunterscrollen. Der Artikel stehe nun ohne Kennzeichnung neben redaktionellen Beiträgen. Der Beschwerdeführer sieht darin einen Täuschungsversuch. Eine Stellungnahme des Zeitschriftenverlags lag zum Zeitpunkt der Beratung dem Presserat nicht vor.

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Waren Russen auf der Krim nur „Urlauber“?

Ein Nachrichtenmagazin veröffentlicht einen Beitrag unter der Überschrift „Tschüss Frankreich und Kanada: Welche Länder eigentlich die G7 bilden müssten“. Die G7 gäben sich bei ihren Gipfeln gerne als stärkste Wirtschaftsmächte der Welt, doch seien sie das schon lange nicht mehr. Der Artikel listet die ermittelten aktuell stärksten Wirtschaftsmächte auf und richtet sich dabei nach der Höhe des Bruttoinlandsproduktes. Ein Leser des Magazins stört sich an einer Passage des Artikels, die so lautet: „…dann eroberten die Russen friedlich und doch völkerrechtswidrig die Krim-Halbinsel und marschierten in der Ukraine ein.“ Der Beschwerdeführer hält diese Aussage für falsch. Russland sei nicht in der Ukraine einmarschiert. Die Autorin des Artikels antwortet auf die Beschwerde. Russland habe die Krim annektiert, nachdem es aus dem Kreis der G8 durch die anderen Mitgliedstaaten ausgeschlossen worden sei. Das Vorgehen Russlands gegen die ukrainische Halbinsel Krim sei von vielen Medien als Invasion bezeichnet worden. Das Wort „Einmarsch“ sei ein Synonym für Invasion. Dabei beschreibe beides das Gleiche und zwar die feindliche Entsendung von Soldaten in ein anderes Land. Russland weise die Vorwürfe bis heute zurück und behaupte, die Soldaten seien Freiwillige gewesen, die ihren Urlaub auf der Krim verbracht hätten. Gleichwohl habe etwa das EU-Parlament die Invasion der Krim durch Russland verurteilt. Auch das Ministerkomitee des Europarates – so die Journalistin weiter – habe Russland aufgefordert, „alle seine Truppen“ aus der Ukraine abzuziehen. Im Rahmen eines Artikels, der sich schwerpunktmäßig mit anderen Themen beschäftige, müsse es den Medien erlaubt sein, die Dinge in knapper Form beim Namen zu nennen.

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